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Zylinder-Taschenuhr

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Die Demontage einer Taschenuhr


Vorne weg: Die Reihenfolge meiner Arbeitsschritte hier ist nicht ganz optimal gewählt. Idealerweise entfernt man zuerst die Zeiger, dann holt man das Werk aus dem Gehäuse (Aufzugsfeder entspannen!) und baut dann unverzüglich die Unruh aus (ggf. samt Anker). Bei meinen nächsten Reinigungen werde ich dieses anders machen! Auch hätte ich den Kupplungsmechanismus nicht unbedingt so weit auseinanderbauen müssen, aber das ist ja nicht schlimm, allerhöchstens zusätzliche Arbeit. Egal!

Bevor es an das Zerlegen der Uhr geht, sorge ich erst mal für einen sauberen Arbeitsplatz und lege Schraubendreher und Zangen bereit. Auch habe ich zum Ablegen des Uhrwerks diese Schaumstoff-Puffer und die Tablettendose als Sortierkasten für die Schrauben bereit gelegt. Somit kann ich beginnen.

Das Öffnen der Uhr war in meinem Fall einfach, der Deckel schloß nicht richtig und die Uhr war bereits offen. Ansonsten gibt es hier drei verschiedene Möglichkeiten. Für die Lünette vorne gilt das gleiche, auch hier gibt es diese drei Möglichkeiten der Befestigung:

Nachdem die Uhr zum Werk hin geöffnet ist, sollte unbedingt die Aufzugsfeder entspannt werden! Falls man dieses vergißt und sich die Feder von allein mit einem Ruck entspannt (weil man vielleicht nur die Federhausbrücke entfernen will), dann kann nicht nur die Feder zerbrechen, sondern auch umliegende Werksteile und Finger ernsthaft beschädigen!

Um die Aufzugsfeder zu entspannen, nimmt man die Uhr in die (als Rechtshänder die linke) Hand, Daumen und Zeigefinger umschließen fest(!) die Krone. Mit einem Putzholz (ja, ich habe hier noch einen Schraubendreher verwendet) schieben wir nun die Sperrklinke vom Sperrad weg - die Kraft der Aufzugsfeder wird nun an die Krone zurück gegeben, die Krone will sich wieder drehen. Ganz langsam entspannen wir die Finger der linken Hand und lassen die Krone vorsichtig und langsam drehen, bis letztendlich die Federkraft vollständig nachgelassen hat.


Bei manchen Uhren mit anderer Bauweise kommt man erst später an das Gesperr, das Entspannen sollte man aber auf jeden Fall so früh wie möglich durchführen - auch zur Sicherheit, wenn die Uhr schon unaufgezogen tagelang herumliegt und eigentlich keine Spannung mehr auf der Aufzugsfeder sein sollte. Sicherheit geht vor und der Zeitaufwand ist ja nun wirklich sehr gering!

Als nächstes soll das Werk aus dem Gehäuse gelöst werden. Hierzu drehe ich die Werkshalteschraube unten rechts so, daß der fehlende Teil des Schraubenkopfes Richtung Gehäuse zeigt (ist so ein halbierter Schraubenkopf).


Auch hier gibt es die unterschiedlichsten Varianten, wie ein Werk im Gehäuse befestigt sein kann. Die häufigsten sind:
Dieses reicht aber noch nicht aus, denn das Werk hängt auch noch an der Aufzugswelle. Bei amerikanischen Taschenuhren ist dieses jedoch anders gehandhabt (z.B. diese Waltham), hier bleibt die Aufzugswelle am Gehäuse, man muß aber die Krone in die Zeigerstell-Position ziehen, um das Werk entnehmen zu können. Bei der Zylindertaschenuhr hier löse ich die Krone, indem ich die Winkelheberschraube einige wenige Umdrehungen herausschraube, bis sich die Krone herausziehen läßt. Nun kann das Werk Richtung Zifferblattseite herausgedrückt werden. Man beachte auch den kleinen Drückerstift, der sich nun gerne aus dem Gehäuse löst und dann ubemerkt davonschleicht. Wir legen ihn natürlich sorgfältig beiseite.

Auch wenn ich das Werk reinigen will, hierfür nehme ich nicht meine "fettigen Patschefinger", sondern klemme das Werk zuerst zwischen diese Schaumstoff-Puffer. Das Zifferblatt berühre ich in diesem Fall schon, da ich es eh reinigen muß. Wer dieses nicht vor hat, sollte zunächst die Zeiger abnehmen (siehe unten) und dann auch auf der Zifferblattseite einen Puffer verwenden.


Nochmals: Auch wenn man ein Werk eh reinigen will, der Kontakt mit den eigenen Fingern sollte eigentlich immer unterbleiben. Ich für meine privaten Zwecke erlaube mir, das Werk an den Rändern zu berühren, aber niemals oben drauf oder drunter! Fingerabdrücke machen sich einfach nicht gut auf Uhrwerken, außerdem können sie sich mit der Zeit sogar in das Metall einfressen und gehen dann nie mehr ab! Richtige Uhrmacher verwenden hierbei gerne Fingerlinge (also quasi die abgetrennten Finger der Latex-Handschuhe).


Das Werk wird dann auf dem Schaumstoff-Puffer auf den Arbeitsplatz gelegt, so daß ich nun anfangen kann, die Zeiger zu entfernen:


Zunächst kommt der Minutenzeiger runter. Hierfür verwende ich eine spitze Zange, die ich mit beiden Spitzen von der Seite her unter den Minutenzeiger schiebe (direkt an der Welle!). Eventuell folgen noch minimale Hebelbewegungen. Es gibt natürlich auch richtige Zeigerentferner, aber ich bin nur ein Bastler, kein Uhrmacher. Auch der Stundenzeiger wird entfernt, indem eine spitze Zange untergeschoben wird (wieder direkt an der Welle). Beim Stundenzeiger muß man jedoch aufpassen! Durch die Hebelbewegungen kann das empfindliche Emaille-Zifferblatt Schaden nehmen und wir wollen ja keine Haarrisse provozieren! Dagegen hilft ein Stück feste Folie, die noch unter die Zange geschoben wird (Papier geht auch).Also ganz sachte die Zange vorwärts schieben, sachte hebeln, bis der Zeiger abfällt.


Der Sekundenzeiger geht meistens wieder sehr leicht ab (auf gleiche Weise), zumindest ich hatte noch keine Uhr, wo dieser Zeiger sich bockig angestellt hat. Das Werk wird nun gedreht und wird mit dem Zifferblatt auf den Puffer gelegt. Wer keinen Werkshaltering oder Puffer besitzt: Sorgt dafür, daß Ihr einen bekommt. Das Werk läge ansonsten auf der Minutenradwelle, das Zifferblatt könnte so auch Schaden nehmen... alles Sachen, die nicht sein müssen.

Die Zeiger habe ich übrigens ins erste Fach meines Sortierkastens gelegt. Nun, das Werk wieder vor mir liegend, entferne ich die Schraube des Unruhklobens (sie kommt ins zweite Fach - und schön notieren, was in welchem Fach ist!):


Nun wird der Unruhkloben samt Unruh abgenommen. Manche Unruhkloben sitzen etwas fester, also nehme ich anfangs einen Schraubendreher und setze ihn an einer dafür vorgesehenen Kerbe seitlich am Kloben an. Mit leichten Hebelbewegungen löst er sich. Nun kann der Unruhkloben mit einer Zange ein wenig(!) angehoben werden - aufpassen, die Unruh selbst hängt samt Spirale daran fest. Wer hier zu voreilig ist, hat soeben seine Unruhspirale kaputt gemacht! Oft reichen leichte Schüttelbewegungen, notfalls eine zweite Zange (wir haben ja noch eine Hand frei), mit der man die Unruh selbst vorsichtig(!!!) aus ihrer Lage befreit. Der Kloben samt Unruh wird dann umgedreht abgelegt (bei den zu reinigenden Teilen), also Kloben nach unten, die Unruh guckt uns direkt an. So besteht die geringste Gefahr, daß den Zapfen der Unruhwelle was passiert (sofern man nicht was drauflegt).


Als nächstes folgt der Kloben des Hemmungsrades, die Schraube davon wird wieder sorgfältig in den Sortierkasten gelegt (und notieren, in welchem Fach davon):


Mein Sortierkasten sieht nebenbei bemerkt, bislang so aus:


Es folgen der Kloben des Sekundenrades und die Minutenrad-/Kleinbodenradbrücke. Wo ich grad dabei bin, drehe ich auch diese halbierte Werkshalteschraube heraus. Darunter muß sich ja bei der Reinigung nichts festsetzen.


Übrig bleibt die Federhausbrücke samt allem darunter und noch so einiges von der Zifferblattseite (Kupplungsmechanismus). Aber zuerst bleiben wir mal auf der Werksseite. Das Sperrad wird von einer kleinen Scheibe (mit zwei kleinen Löchern drin) gehalten. In diese zwei Löcher stecke ich die Spitzen einer Zange (nicht die feinste Zange nehmen, sonst sind die Spitzen verbogen; zwei Schraubendreher tun es notfalls auch) und drehe sie ab.


Nun kann ich auch das Sperrad abnehmen. Als nächstes folgen die Sperrklinke und die Sperrklinkenfeder - Schrauben ins Kästchen, der Rest in die Schale zu den Teilen für die Reinigung. Das Kronrad besitzt übrigens eine Schraube, dessen Gewinde andersrum ist! Falls das Sperrad auch geschraubt sein sollte, auch hier werden gerne Schrauben verwendet, die man andersum drehen muß!!!


Mein Sortierkasten sieht mittlerweile schon so aus:


Danach werden die Schrauben der Federhausbrücke entfernt, um die Brücke selbst abnehmen zu können. Hier sieht man gut irgendwelche Öl und Fettrückstände, die sich unter dieser Brücke angesammelt haben. Irgendwer hat es hier zu gut gemeint.


Das Federhaus kommt ebenfalls in den Sortierkasten, den reinige ich nicht mit. Mir fehlen auch die Werkzeuge, um eine Aufzugsfeder heile aus und vor allem wieder in ein Federhaus zu bekommen. Ein Uhrmacher würde die Feder wohl auch entnehmen, reinigen, neu fetten und wieder einsetzen. Legt aber niemals das Federhaus so, wie es aus der Uhr kommt, ins Reinigungsbad. Darin würde sich Feuchtigkeit sammeln und die Feder innerhalb kurzer Zeit oxidieren lassen, so daß sie unbrauchbar wird!

Auch der Bügel, der die Aufzugswelle hielt, wird nun entfernt. Die beiden Schrauben davon kommen dabei in getrennte Fächer meines Sortierkastens.



Nun wird das Werk gewendet, wir kommen zu den letzten Teilen auf der Zifferblattseite:


Das kleine Halteblech wird losgeschraubt und die nun lose liegenden Zahnrädchen werden entnommen.


Dann folgt die kleine Kupplungshebelfeder und der Kupplungshebel selbst. Auch diese kleine "Halteplatine" für den Unruhkloben wird losgeschraubt.


Nun befindet sich nur noch das Minutenrohr an der Minutenradwelle (samt Minutenrad) an der Platine. Das Minutenrohr dieser Uhr war leider so bockig, daß ich es mit meinen Mitteln nicht abbekommen habe. Ich habe leider noch keinen Stiftkloben (=Bohrfutter mit Griff), um das Minutenrohr damit abziehen zu können, die Minutenradwelle bleibt notgedrungen also samt Minutenrohr an der Platine. Allerdings muß ich darauf hinweisen, daß mit dieser Methode die Gefahr besteht, daß man sich die Welle verbiegt! Ich übernehme keinerlei Garantie, falls hier irgendwer was kaputt macht! Bei den meisten anderen Uhren hab ich dieses Rohr allerdings schon immer abbekommen.

Somit wäre die Demontage dieser Zylindertaschenuhr abgeschlossen, werfen wir einen allerletzten Blick auf den Sortierkasten:


Ich habe auch die Zifferblatt-Halteschrauben von der Platine entfernt, wie man dieser Liste entnehmen kann. Eine dieser Schrauben hatte schon einen beschädigten Schraubenkopf, sie ließ sich aber mit einer Zange herausdrehen. Diese defekte Schraube hab ich dann durch eine andere aus meiner Grabbelkiste ersetzt (deswegen liegen auch schon drei Schrauben im entsprechenden Fach).

Was noch ideal wäre: Für die Reinigung sollten eigentlich die Decksteine des Unruhklobens und der Halteplatine des Unruhklobens abgenommen werden, damit sich da keine Feuchtigkeit der Reinigung festsetzen kann. Besonders wenn man Reiniger auf Wasserbasis verwendet, ist das wichtig, da sonst die Zapfen der Unruhwelle oxidieren können. Ich habe dieses hier nicht getan, auch wenn ich wasserfreie Reiniger und Spüllösungen verwende.



Letztes Datenbank-Update am 20.03.2024