Gehäuseformen
Jede Uhr besitzt ein Gehäuse, das das empfindliche Uhrwerk vor Staub, Schmutz oder Berührungen schützt. Moderne Gehäuse schützen das Uhrwerk zudem auch vor Nässe. So ein Gehäuse kann aber in verschiedenster Weise und Form gefertigt werden. Einige Merkmale des Gehäuses kann hier man voneinander unterscheiden, einmal den allgemeinen Typus in Bezug auf die Sichtbarkeit des Zifferblatts und die Gehäusebauart an sich.
Allgemeiner äußerer Typus
Unterschieden werden hier insgesamt 3 Bauformen, streng genommen sind es sogar 4:
Die offene Taschenuhr zeigt von vorne das gesamte Zifferblatt, von der Lünette, also dem Glasring, ist nahezu nichts zu sehen.
Diese Bauform ist auch als Lepine oder im englischen als Open Face bekannt. |
Die Savonette besitzt einen (geschlossenen) Sprungdeckel. Der Deckel muß somit zum Ablesen der Uhrzeit
stets geöffnet werden, in der Regel durch einen Druckknopf in der Krone bzw. im Pendanten. Im englischen nennt sich diese
Gehäuseform Hunter Case. Auch hier ist das Werk um 90 Grad gedreht, so daß die Krone bei 3 Uhr ist.
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Die halboffene Taschenuhr ähnelt der offenen Taschenuhr und wird in der Regel davon auch nicht unterschieden. Merkmal der halboffenen
Taschenuhr ist der von vorne deutlich sichtbare Lünettenrand. Im englischen nennt sich diese Bauform auch Halfopen Face,
oder wahlweise ebenfalls Lepine.
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Die Halbsavonette besitzt einen Sprungdeckel über dem Zifferblatt, der jedoch ein kleines Schauloch mit Glas besitzt,
so daß man die Uhrzeit auch mit geschlossenem Sprungdeckel ablesen kann. Um das Schauloch herum ist meist auch ein angedeutetes
Zifferblatt eingraviert und eingefärbt. Im englischen nennt sich diese Gehäuseform Half Hunter. Wie bei allen Savonetten
ist das Werk um 90 Grad gedreht, so daß sich die Krone bei 3 Uhr befindet.
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Innerer Typus
Der innere Typus beschreibt, wie das Gehäuse zu öffnen ist, bzw. wie man an das Uhrwerk gelangen kann. Hier gibt es verschiedene Ansätze, angefangen bei Staubdeckeln mit Scharnier, Schraubdeckeln bis hin zu Gehäusen, bei denen man das Werk herausklappen kann. Vorgestellt werden hier die verbreitetsten Gehäuse-Typen:
Das Scharnier-Gehäuse ist bei Taschenuhren des europäischen Festlandes am meisten verbreitet. Hier können
die beiden Staubdeckel nach hinten einfach aufgeklappt werden, bei festsitzenden Deckeln sollte ein Gehäuseöffner (notfalls ein kleines Messerchen)
helfen.
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Das Schraubdeckel-Gehäuse trifft man am häufigsten bei amerikanischen Uhren an, hier können der vordere
Glasrand und der hintere Staubdeckel einfach in normaler Schraubrichtung aufgedreht werden. Bei fest aufgedrehten Deckel hilft ein Gummihandschuh.
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Die Consular-Cases waren vor allem in England, aber auch für Spindeluhren des europäischen Festlandes
verbreitet. Das Werk wird nach Öffnen des Glasrandes (meist mit Scharnier) und Hineindrücken eines kleinen Blockierhebels (bei 6 Uhr) nach oben
aus dem Gehäuse herausgeklappt.
In Amerika gibt es auch diese Gehäuseform, wenn auch etwas seltener. Hier kann das Werk, welches sich in einem Werkshaltering befindet, aus dem Werk nach vorne geklappt werden. |
Das Sprengdeckel-Gehäuse kam erst etwas später auf und war ab den 30er Jahren zunehmen bei den schweizer Taschenuhren
verbreitet. Hier sitzt ein Deckel fest auf einem Ring am Gehäuse, zum Öffnen wird ein Gehäuseöffner in eine Kerbe rechts des Pendanten
gedrückt. Aufpassen, einige wenige Sprengdeckel können nur mit speziellem Werkzeug wieder verschlossen werden!
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Anzumerken ist, daß auch Mischformen möglich sind oder der Typus nicht klar zu erkennen ist: So gibt es Scharniergehäuse, die ihr Scharnier nicht äußerlich zeigen, bei amerikanischen Swing-Out-Gehäusen wird der vordere Glasrand meist abgeschraubt, um dann das Werk herausklappen zu können, oder bei Scharniergehäusen ist der vordere Glasrand nur aufgedrückt (wie ein "Sprengdeckel"). Deswegen sollte nach Kerben nahe des Pendanten Ausschau gehalten werden, welche als Ansatzpunkt für Gehäuseöffner dienen.
Im englischen Raum, sehr selten auch bei den Amerikanern, gibt es auch Pair-Case-Gehäuse, d.h. es gibt ein zusätzliches Schutzgehäuse um das eigentliche Uhrengehäuse. Bei den französischen oder schweizer Oignons bzw. Kutschenuhren sind sogar manchmal drei oder vier Gehäuse ineinander verschachtelt! Diese können in der Regel einfach aufgeklappt werden.
Herstellungstechniken
Zwei Typen möchte ich hier aufführen, einmal das Galonne-Gehäuse und das Niello-Gehäuse:Das Galonné-Gehäuse bezeichnet ein Silbergheäuse, bei dem der vordere Glasrand und der Rand um den hinteren Staubdeckel rotvergoldet sind. "Galonné kommt aus dem französischen und bedeutet übersetzt soviel wie bordiert oder mit Tressen besetzt (eine Tresse ist ein aus Gold- u. Silberfäden gewebter Bandstreifen).
Niello-Gehäuse fallen durch ihr Äußeres schnell auf, schwarze Muster verzieren ein silbernes Gehäuse, oft mit einem feinen Schachbrettmuster. Andere Bezeichnungen für Niello ist Tula, nach dem russischen Entstehungsort dieser Technik. Grundlage ist auch hier wieder ein silbernes Gehäuse, auf das eine Paste aus Blei, Kupfer, Silber, Schwefel und Salmiak aufgetragen und dann eingebrannt wird.