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Willkommen in der Mikrolisk Taschenuhren-Werkstatt
Bevor man sich an die Demontage des Uhrwerks begibt, müssen ein geeigneter Arbeitsplatz und das passende Werkzeug vorhanden sein.
Der passende Arbeitsplatz
Als Arbeitsplatz bietet sich eigentlich jeder halbwegs geräumige Schreibtisch an, auf den man idealerweise noch eine saubere Unterlage gelegt hat. Dieser Schreibtisch sollte vielleicht auch nicht in der dunkelsten Ecke stehen, sondern auch durch Tageslicht oder eine gute Beleuchtung ausgeleuchtet sein. Eine einzelne kleine Schreibtischfunzel führt allein doch schnell zu Problemen, hilft aber ungemein, wenn ein Schräubchen oder eine Feder auf den Boden gefallen ist und man sie suchen muß. Und dieses wird garantiert ab und zu passieren, besonders wenn man mit den Zangen ein Kleinteil zu fest hält, da springt es gerne mal weg!
Das passende Werkzeug
Passendes Werkzeug ist bei Uhren besonders wichtig. Wer denkt, "Hey, ich hab da doch einen Satz Feinmechanikerwerkzeug und diese Pinzette aus dem Bad", der sollte schnell umdenken. Die normalen Feinmechaniker-Schraubendreher sind meistens magnetisch, so daß man Schrauben leichter aus verwinkelten Ecken bekommt - das ist für Uhren zwar nicht tödlich, kann aber doch zu großen Problemen führen, wenn die Unruhspirale etwas Magnetismus abbekommt. Den bekommt man zwar auch weg, braucht aber dann weitere Gerätschaften zum Entmagnetisieren. Auch ein guter Satz Pinzetten (natürlich auch entmagnetisiert) ist sehr wichtig, wir wollen die feinen Bauteilchen ja nicht mit unseren Fettfingern anfassen. Es muß also in der Regel zuerst in Werkzeug investiert werden.
Auf jeden Fall vorhanden sein sollte:
- Ein Satz Uhrmacher-Schraubendreher, nicht magnetisch. (siehe Bild)
- Ein Satz Zangen, möglichst spitz und lang. (siehe Bild)
Wirklich sehr hilfreich sind zudem:
- Ein Sortierkasten für Schräubchen, ich hab hier eine Tabletten-Dose genommen. So findet man später auch wieder die richtigen Schrauben zum Bauteil. Man muß sich nur notieren, was in welchem Fach ist. Sobald dieser mit Schrauben gefüllt ist, sollte man diesen wirklich gut plazieren und im Auge behalten. Nur zu leicht kann er vom Tisch geschoben werden und seinen Inhalt auf eine größtmögliche Fläche verteilen. Meine Tablettendose kann ich hier einfach zuschieben. (siehe Bild)
- Eine Plastikzange, eine kleine Ablage für Gehäuse, Zifferblatt und so. Diese kleinen Puffer (liegen CD-Rohlingsspindeln bei) eignen sich bestens, um ein Uhrwerk darauf zu platzieren, wenn man dran rumschraubt. Sie sind zudem fusselfrei und leicht zu reinigen. Ein Uhrmacher wird hier wohl einen Werkshalter (so Plastikringe) nehmen, aber die Puffer sind trotzdem universell einsetzbar. (siehe Bild)
- Lupen und ein kleiner Blasebalg (siehe Bild)
- Rodico, das ist so eine Knetgummi-ähnliche Masse zum Entfernen von Fingerabdrücken, Ölresten und kleinen Verschmutzungen. (siehe Bild)
- Eventuell einen Stiftkloben (Bohrfutter mit Griff) zum Abziehen des Minutenrohrs (ich habe leider keinen).
- Ein Gehäuseöffner, meinen habe ich aus einem kleinen Küchenmesser selbst gebaut. (siehe Bild)
Wer seine Uhr auch reinigen will, braucht zudem:
- Passendes Uhrenöl. Es sollte auf jeden Fall Uhrenöl sein und für Steinlager und kleine Metallager geeignet sein, also um Himmels willen kein Nähmaschinenöl! (siehe Bild)
- Ölgeber, mit denen das Öl in genau passender Menge an den richtigen Ort gebracht werden kann.
- Passendes Reinigungsmittel. Nötig sind jeweils ein Reinigungsbad und ein anschließendes Spülbad zum Entfernen des Reinigers. Notfalls kann es auch zum Reinigen etwas Spülmittel in warmen Wasser sein und zum Spülen destilliertes Wasser - hier muß man jedoch später höllisch aufpassen, daß alles staubtrocken ist, bevor man die Uhr wieder zusammenbaut, sonst hat man sehr schnell oxidierten Mikroschrott (hab da so meine Erfahrungen...). Wesentlich besser ist es aber, sich so speziellen wasserfreien Reiniger samt ebenso wasserfreier Spüllösung zu holen. Die gibts meist in Kanistern (z.B. mit 5 Litern). Wichtig ist hier, daß Reiniger und Spüllösung auch zusammenpassen!
Das passende Händchen
Und letztendlich braucht man noch einen klaren Kopf, gute Augen (ob mit oder ohne Brille), ein sehr ruhiges Händchen (und keinen Grobmotoriker), viel Geduld und viel gesunden Sachverstand. Jedem wird es passieren, daß hier und da mal ein Schräubchen wegspringt, und das nicht nur einmal. Schnell lernt man die Grabbelkiste mit alten defekten Taschenuhren und Ersatzteilen zu schätzen, wo man sich dann so ein passendes Teilchen wegholen kann. Auch sollte immer mit Gefühl an alles herangegangen werden, niemals sollte man wirklich Kraft aufwenden müssen - und falls sich doch ein Schräubchen quer stellt, dann muß man dennoch mit soviel Gefühl drangehen, daß man nicht abrutscht und das Werk womöglich zerstört. Mir fallen nur drei Bauteile ein, die evtl. etwas Kraftaufwand benötigen: Das Gehäuse beim öffnen, festsitzende Schrauben und das Minutenrohr, das sich oft weigert, einfach abgezogen zu werden.