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Willkommen in der Mikrolisk Taschenuhren-Werkstatt


Hier habe ich einfach mal diverse Tips, Tricks und Handgriffe gesammelt, die einem bei der Uhren-Bastelei durchaus mal helfen könnten.

Abziehen des Minutenrohrs Das Viertelrohr läßt sich manchmal nicht leicht entfernen. Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten:
1) Vorsichtig abhebeln, hierbei aber von zwei Seiten gleichzeitig hebeln, damit man die Welle nicht verbiegt. Niemals nur von einer Seite aus!
2) Mit Zeigerwerkzeug läßt sich das Viertelrohr auch oft abziehen. Man muß nur gerade ziehen, so daß man die Welle nicht verbiegt!
Falls die Welle durch einen Lagerstein läuft, sollte unbedingt die Minutenradbrücke montiert sein, wenn man das Minutenrohr abhebeln will, ansonsten kann der Lagerstein beschädigt werden!

Einsetzen der Aufzugsfeder ins Federhaus Das Federhaus bekommt man auch ohne Federwinder wieder zusammen, dazu hängt man die Feder mit der äußeren Windung ins Federhaus ein, das man mit den Fingern hält. Man dreht das Federhaus und drückt die Feder gleichzeitig rein, von außen nach innen. Zum Schluß den Federkern einsetzen und den kleinen Deckel drauf. Das Fetten der Feder nicht vergessen, auf den Boden des Federhauses kann man vor dem Einsetzen der Feder auch einige Tröpfchen Öl geben.

Entfernen des Werks aus dem Gehäuse Um das Werk aus dem Gehäuse zu bekommen, muß bei den meisten Uhren zuerst die Aufzugswelle aus dem Werk gezogen werden. Hierzu gibt es entweder ein kleines Schräubchen auf der Federhausbrücke, das man einige Umdrehungen lösen oder einen kleinen Druckknopf an etwa der gleichen Stelle, den man vorsichtig eindrücken muß. In einigen Fällen ist die Aufzugswelle jedoch mit dem Gehäuse verbunden und verbleibt dort auch, wie etwa bei den meisten amerikanischen Taschenuhren.Hier ist die Krone in die Zeigerstellposition herauszuziehen.
Anschließend sucht man die Werkshalteschrauben, je nach Werk ist dieses nur eine Schraube mit einem halbierten Schraubenkopf (die andere Werksseite ist mit einem festen Stift eingehangen) oder zwei Schrauben, die recht offensichtlich auf der Werksseite zu finden sind. Bei den alten englischen Taschenuhren läßt sich das Werk einfach herausklappen und vom Gehäuse lösen, in dem man den Haltestift am Scharnier herausdrückt.
Beim Lösen des Werks und natürlich beim Wiedereinsetzen darf aber keine Gewalt angewendet werden, es gibt immer einen Weg, das Werk sachte und fast wie von allein aus dem Gehäuse zu bekommen oder es wieder einzusetzen.

Fingerabdrücke Man sollte sich angewöhnen, ein Uhrwerk eigentlich gar nicht mit den Fingern zu berühren - und falls doch, sollte man Fingerabdrücke umgehend z.B. mit Rodico wieder entfernen. Werden Fingerabdrücke nicht entfernt, können sie sich im Laufe der Zeit einbrennen und gehen dann nicht mehr ab. Zudem sind sie auf den Werksteilen sehr gut zu erkennen und stören auch die Optik eines Uhrwerks. Abhilfe schaffen hier Fingerlinge, Werkhalteringe und Zangen.

Grabbelkiste Wenn man an Uhren schraubt, ist es sehr praktisch, wenn man eine Kiste mit Ersatzteilen hat. Wer an Uhren schraubt, kann diese mit seinen Mißerfolgen füllen, im Internet danach suchen (oft werden defekte Uhren im Duzend angeboten). Wenn man dann ein kleines Teilchen (Schrauben gehen schon mal gerne verloren!) braucht, kann man dann oft darin Ersatz finden. Also nichts wegschmeißen, sondern schön sammeln!

Montage von Kette/Schnecke Die Remontage des Systems aus Kette und Schnecke ist nicht so schwer. Hier schreibe ich mal meine Methode, mit der ich Erfolg hatte. Manch Uhrmacher wird erst die Platine aufsetzen, bevor er die Kette in der Schnecke einhängt. Nach der Reinigung hängt man die Kette (richtigrum!) ans Federhaus ein und wickelt sie dort auf. Die Schnecke kommt ins Werk und die Kette wird auch dort eingehangen (Einhängepunkt ist quasi gegenüber vom Federhaus, so springt sie nicht wieder von allein ab). Dann wird die Platine aufgesetzt (und befestigt) und man spannt das Federhaus am Vierkant eine Umdrehung vor. So bleibt die Kette immer auf Zug und kann sich nicht von der Schnecke lösen.

Lockere Staubdeckel Falls einer der Staubdeckel nicht mehr richtig schließen will, gibt es einen einfachen, aber dennoch genialen Trick (ursprünglich aus dem Jendritzki-Uhrmacherbuch): Man öffnet den Deckel ganz und legt einen Lappen darüber, so daß der Lappen beim Schließen des Deckels am Scharnier eingeklemmt wird bzw. man kann ihn nicht mehr ganz wegen des Lappens schließen. Nun drückt man den Deckel sachte etwas über den Punkt hinaus, wo er zu klemmen anfängt. Nun testen, wie gut der Deckel ohne Lappen hält und eventuell noch etwas mit dem Lappen fester drücken. Hierbei sollte man das Scharnier beobachten - wir wollen es ja nicht kaputt machen!
Das setzt natürlich voraus, daß der Deckel nicht in sich noch verbogen ist - dieses sollte man zuerst richten.

Malteserkreuz-Stellung Die Malteserkreuz-Stellung dient dazu, die Aufzugsfeder in dem Bereich zu nutzen, in dem die Kraftabgabe linear ist. Bei der Remontage geht man wie folgt vor, man muß aber die Gesamtanzahl der Umdrehungen des Federhauses bis zum Vollaufzug kennen. Ein Malteserkreuz erlaubt meistens 4 Umdrehungen des Federhauses, die mittleren 4 Umdrehungen sind also entscheidend:
Das Federhaus samt Aufzugsfeder ist geschlossen. Bei 6 Gesamtumdrehungen sind die mittleren 4 wichtig, man dreht das Federhaus also die erste Umdrehung vor und montiert das Stellkreuz und den Stellfinger. Den Stellfinger kann man natürlich auch schon vorher montieren, nur das Kreuz muß dann so eingesetzt werden, daß sich das Federhaus nach der ersten Umdrehung nicht wieder zurückdrehen kann (die "bauchige" Seite des Kreuzes links vom Finger).

Ölen Ein Uhrwerk sollte erst im montierten Zustand geölt werden. Ausnahme sind hier die Ankerpaletten, die ggf. schon eher geölt werden können.
Von den Unruhlagern werden zum Ölen die Decksteine entfernt, auf die ein kleiner Tropfen Öl in der Größe des halben Decksteins gegeben wird. Wurden die Decksteine nicht entfernt, so wird ein kleiner Tropfen aufs Lager gegeben und mit einer stumpfen Nadel bis zum Deckstein durchgestoßen.
Von den Ankerpaletten wird nur die Palette geölt, von der sich das Hemmungsrad wieder wegbewegt, also die Ausgangspalette (2-3 mal wiederholen). Die Lager des Ankers werden nicht geölt, da dieses eher hemmend auf die Kraftübertragung wirken kann!

Reihenfolge bei der Demontage Folgende Reihenfolge für die Demontage eines Uhrwerks ist empfehlenswert:
1) Aufzugsfeder entspannen
2) Zeiger abnehmen
3) Werk aus dem Gehäuse holen
4) Unruh und ggf. samt Anker ausbauen und sicher ablegen
5) Bei Reparaturen nun die Federhausbrücke entfernen, so kann man das Räderwerk genauer betrachten und testen
6) Zifferblatt samt Zeigerwerk demontieren (ggf. auch vor der Federhausbrücke)
7) Restliche Brücken entfernen

Werkzeug Passendes Werkzeug ist das A und O bei der Uhrmacherei - und auch bei uns Bastlern. Dieses fängt an bei passenden nicht-magnetischen Schraubendrehern unterschiedlicher Größe, Zangen, Werkshalterungen, Sortierkästen, ggf. auch Feilen, Stiftkloben, Zeigerwerkzeug und was es nicht alles gibt. Ein Bastler wird zwar vieles nicht brauchen, er merkt aber schnell, was er nicht hat!
Unbedingt vorhanden sein sollten: Uhrmacher-Schraubendreher, spitze Zangen, ein Werkhalter, Rodico, ein Sortierkasten, ggf. passendes Uhrenöl und Ölgeber, passende Reinigungsflüssigkeiten (idealerweise wasserfrei) und eine Uhrmacherlupe.
Zudem sollte man gute Augen, einen guten Verstand und ruhige Finger haben und nicht gerade Grobmotoriker sein.


Letztes Datenbank-Update am 20.03.2024