» Einleitung» Aufzug und Stellen» Öffnen der Uhr» Stempel in der Uhr» Bildmarken» Patentsuche» Wertbestimmung» Uhrenkauf

Tips zum Uhrenkauf


Oft sieht man eine schöne Taschenuhr (meinetwegen auch eine Armbanduhr), die einem gefällt. Und dann fragt man sich, ob diese Uhr auch so laufen wird, wie man es wünscht. Oder ob die geringen Mängel doch gravierender sein könnten, als der Verkäufer sie angegeben hat. Auf was sollte man also achten, wenn man eine alte Taschenuhr kaufen will? Gerade bei dem Internetauktionshaus eBay gibts leider viele Verkäufer, die halbdefekte Ware mehr oder weniger absichtlich als funktionierend verkaufen.

Als erstes sollte man sich darüber klar werden, ob man eine Uhr für die Vitrine oder zum Benutzen sucht. Bei Uhren, die nur in der Vitrine ausgestellt werden sollen, kommt es hauptsächlich auf das Äußere an, wenn sie dann noch läuft, umso besser. Hier sollte man sich auch überlegen, ob die Uhr in eine eventuell vorhandene Sammlung überhaupt hineinpaßt oder welche Art von Uhren man bevorzugt sammeln will. Ein Einsteiger wird dieses vermutlich erst nach einiger Zeit wissen, welche Art von Uhr ihm am besten gefällt.

Möchte man jedoch eine lauffähige Uhr haben, so sollte man die angebotenen Informationen sorgfältig untersuchen! Man sollte sich dabei auch immer fragen, was an Informationen fehlt! Denn unvollständige Angaben sollen nicht selten über nicht offensichtliche Mängel hinwegtäuschen.

Bilder von einer Uhr sollte man auch sehr kritisch betrachten: Sind sie womöglich absichtlich unscharf gehalten, um Mängel zu verdecken? Paßt die Beschreibung zu den Bildern (in seltenen Fällen wurden auch schon mal Bilder vertauscht!)? Bei starken Zweifeln würde ich lieber die Finger davon lassen, es kommen immer wieder neue Angebote. In vielen Fällen kann man auch einfach weitere Fotos anfordern.

Wichtig sind Fotos einmal von der Zifferblattseite und des Uhrwerks. Auf dem Foto des Zifferblatts erkennt man oft gut Abplatzer, Haarrisse (bis zu einem gewissen Grad sind sie noch harmlos, sind recht häufig anzutreffen) und den Allgemeinzustand des Gehäuses bzw. des Glases. Hier sollte man schauen, ob das Glas klar ist oder schon Kratzer aufweist, sind die Zeiger stimmig zueinander, sind die Ziffern allesamt vollständig, sieht man Haarrisse (meist von der Mitte ausgehend) oder ist das Gehäuse dellig? Sieht man, ob die Lünette oder die hinteren Staubdeckel sauber schließen? Einen nicht richtig schließenden Deckel kann man zwar in gewissen Maßen korrigieren, aber darauf achten sollte man trotzdem!

Auch Fotos von den Stempeln und Inschriften der Staubdeckel sind nützlich, hier erfährt man etwas über das Gehäuse (Material) und auch über die Uhr selbst, wie oft das Herkunftsland aufgrund von Silber- und Goldstempeln. Manchmal ist auch hier ein Hersteller als Bildmarke oder Name erkennbar.

Das Werksfoto ist genau so wichtig: Macht das Werk einen sauberen Eindruck? Sind Schraubenköpfe schon oxidiert? Sind Dreckpartikel zu sehen oder ölige oder harzige Lager zu erkennen (je nach Fotogröße und -qualität)? Besonders das Hemmungssystem sollte man sich genauer ansehen: Ist die Unruhspirale sauber und zentrisch um die Unruhwellenmitte? Wo befindet sich der Rückerzeiger? Idealerweise sollte er recht mittig im Sollbereich liegen, sehr oft sieht man ihn jedoch auch weit über den Unruhkloben hinaus ragen - von solchen Uhren sollte man auch die Finger lassen, wenn man die Uhr selbst nutzen will!

Wenn man ein gutes Uhrwerk sucht, sollte man auch auf die Verarbeitung des Werks achten: Wo sitzen überall Lagersteine? Sind diese eventuell in geschraubten Chatons? Gibt es Werksverfeinerungen wie gravierte Kloben oder Brücken? Hierzu ist natürlich schon ein etwas geübteres Auge notwendig. Hilfreich ist es, erst einmal eine Weile viele Angebote miteinander zu vergleichen und zu gucken, wo die Unterschiede zwischen teuren und preiswerten Uhren sind.

Der Beschreibungstext eines Uhrenangebots sollte sehr sorgfältig durchgelesen werden. Manchmal sind diverse Aussagen eher zweideutig gehalten und man sollte sich immer fragen, wie man eine Aussage negativ deuten könnte. So kann z.B. mit "Die Uhr läuft." vieles gemeint sein:
Die Uhr läuft...
- ... wirklich sauber und hinreichend genau,
- ..., geht aber pro Tag minimal falsch,
- ..., geht aber pro Tag mehrere Minuten falsch,
- ..., geht aber mal vor und mal nach,
- ..., solange sie auf dem Tisch liegt und nicht angefaßt wird. Mehr oder eher weniger genau.

Hier sollte man nachfragen, ob oder wie genau sie läuft und vor allem, ob die Unruh sauber und kräftig schwingt. Auch gibt es Uhren, die in der Vitrine in einem Ständer stehen und dort sauber und sehr genau laufen, jedoch beim Tragen plötzlich starke Gangabweichungen aufzeigen. Dieses wird man leider erst dann merken, wenn die Uhr schon im eigenen Besitz ist.

Ebenfalls kann ich nur empfehlen, nachzufragen, wann die Uhr zuletzt von einem Uhrmacher gereinigt worden ist. Selten findet man zwar im Beschreibungstext den Hinweis, daß die Uhr frisch aus der Revision kommt, diese Angaben sind leider auch nicht immer korrekt. Bei keiner Angabe oder bei Zweifeln sollte eine Uhr immer gereinigt werden, dieses dient nicht nur dazu, daß die Uhr wieder genauer läuft, sondern auch dem Schutz des Werkes: Falls Schmutz in ein Lager geraten ist, kann es im Laufe der Zeit die feinen Zapfen beschädigen und regelrecht abschmirgeln. Wenn man die Uhr nicht selbst reinigen kann oder möchte, dann sollte man die Kosten einer Reinigung gleich mit einkalkulieren.

Hat man als Bastler schon einige Erfahrung, dann kann man auch gezielt nach Uhren Ausschau halten, die leicht reparable Defekte aufweisen. Hierfür sollte man aber schon seine eigenen Fähigkeiten kennen und auch bereit sein, bei doch größeren Defekten den Kaufpreis als schmerzliches Lehrgeld zu akzeptieren.



Die Bewertung des Zustandes einer Uhr


Es gibt verschiedene Kriterien, anhand derer man den Zustand einer Uhr bestimmen kann. Die hier aufgeführten Begriffe für den Zustand werden auch in der Uhrenindustrie bzw. im Handel benutzt.

PRISTINE MINT G-10 Die Uhr wurde noch nie benutzt oder getragen und hat den Zustand, wie sie das Geschäft seinerzeit verlassen hat. Eventuelle Aufkleber sind noch auf der Uhr (Wachspapiere), die Uhr ist im besten Verkaufszustand. Alte Taschenuhren mit dieser Qualitätsstufe sind mittlerweile höchst selten geworden.

MINT PLUS G-9 Die Uhr wurde noch nicht benutzt und nur zur Präsentation ausgepackt.

MINT G-8 Die Uhr wurde zur Präsentation in Gang gesetzt und hat nahezu keine wahrzunehmenden Gebrauchsspuren. Auch diese Qualitätsstufe ist recht selten.

NEAR MINT G-7 Die Uhr ist noch im originalen Zustand, Gebrauchsspuren sind nur mit einer Lupe zu erkennen, die Uhr könnte aber bereits gereinigt, geölt oder repariert worden sein.

EXTRA FINE G-6 Die Verpackung der Uhr fehlt evenutell, leichte Gebrauchsspuren sind erkennbar. Ggf. ist das Uhrenglas ersetzt, Werk, Zifferblatt, Zeiger und Gehäuse sind aber original. Falls Uhrenteile bei einer Revision getauscht worden sind, dann nur mit passenden originalen Ersatzteilen. Es sind keine Beulen oder Haarrisse am Zifferblatt erkennbar, Kratzer nur bei sehr genauem Hinsehen.

FINE G-5 Eventuell sind auch die Zeiger oder das Glas getauscht worden, das Gehäuse, Werk und Zifferblatt ist jedoch original. Das Zifferblatt darf minimale Haarrisse aufweisen, auch sind leichte Kratzer erlaubt. Das Werk darf minimal angelaufen sein, sonst aber sauber.

AVERAGE G-4 Gehäuse, Zifferblatt und Werk sind original, auch wenn das Werk mit nicht ganz originalen, jedoch passende Ersatzteilen repariert wurde. Das Gehäuse darf stärkere Abnutzung zeigen, so darf ein wenig vom Messing eines Gold-filled-Gehäuses zum Vorschein kommen. Das Zifferblatt ist ohne Abplatzer, darf jedoch Haarrisse aufweisen.

FAIR G-3 Das Zifferblatt weist Haarrisse und kleine Abplatzer auf, das Gehäuse hat stärkeren Abrieb. Das Uhrwerk darf Korrosionsspuren zeigen. Insgesamt zeigt die Uhr deutlich an, daß sie benutzt wurde.

POOR G-2 Die Uhr läuft eventuell nicht mehr, benötigt ggf. ein neues Zifferblatt. Das Gehäuse zeigt deutliche Gebrauchsspuren und Abrieb.

SCRAP G-1 Die Uhr läuft nicht, das Zifferblatt ist weitgehendst kaputt, das Uhrwerk zeigt Korrosion auf. Eventuell fehlt das Gehäuse, Teile des Uhrwerks sind nicht original. Ohne Glas oder Zeiger. Ideal als Ersatzteilespender.




Letztes Datenbank-Update am 20.03.2024