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Reinigung verschiedener Typen von Taschenuhren
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Reinigung der englischen "J. Ashton & Company / London"-Taschenuhr
Als zweites Projekt für den Werkstattbereich habe ich die Reinigung meiner J. Ashton-Taschenuhr mit Fotos dokumentiert. Diese hat als Besonderheit eine doch etwas andere und altertümliche Bauweise, d.h. ein Vollplatinen-Werk. Das heißt, hier gibts nicht einzelne Brücken und Kloben, mit der man die Uhr leicht warten kann, sondern eben nur eine große Platine. Das macht das Zusammenbauen schon schwerer und kniffeliger.
Die Dokumentation dieser Uhr ist nicht ganz so ausführlich, dafür werden die Unterschiede hervorgehoben.
Angefangen wird wieder mit einem sauberen und hellen Arbeitsplatz, bereitgelegten Werkzeugen und Utensilien und der Uhr:
Zuerst kommen diesmal die Zeiger runter, schön vorsichtig, ohne Kratzer auf dem Zifferblatt, indem das Zifferblatt mit einer Folie abgedeckt wird, bevor man mit der Zange die Zeiger vorsichtig abhebelt:
Dann wird das Werk ausgebaut, in dem der Stift im Scharnier einfach herausgeschoben wird. Ich habe hierfür einfach eine Stecknadel genommen, die ist hart und dünn genug. Für das Foto hab ich den Haltestift noch rechts halb rausgucken lassen:
Das Werk kommt auf einen Schaumstoff-Puffer und das Schutzgehäuse wird entfernt. Ein schönes Werk, noch verschmutzt, aber schön:
Der Unruhkloben muß zuerst runter, er läßt sich einfach entfernen. Die Unruh hängt hier noch am Werk fest:
Das Spiralklötzchen ist mit dem Werk verschraubt, die kleine Schraube ist oben unter dem Unruhreif erkennbar:
Nach dem Lösen des Spiralklötzchens kann die Unruh abgenommen werden. Ich habe sie zum Schutz der empfindlichen Zapfen einfach auf einen Schaumstoff-Puffer gelegt:
Nun kommt auch die kleine Federhausbrücke runter, das Federhaus liegt frei:
Den Rückerzeiger hab ich auch mal abgenommen, auch wenns nicht unbedingt nötig ist:
Dann kommt der große Augenblick, die Platine kann abgenommen werden. Zu sehen sind links das Federhaus, unten ein großes massives Übertragungsrad. Mittig ganz im Untergrund ist das Minutenrad, rechts noch darunter das Kleinbodenrad, rechts oben ist das Sekundenrad und oben das Ankerrad. Hier erkennt man auch gut die spitzen Zähne des Ankerrades, wie es eben bei einer Spitzzahnankerhemmung aussieht. Der Anker selbst ist hier auch noch oben:
Nach und nach werden die Rädchen entfernt, ich hab mal mit dem Federhaus abgefangen. Man muß natürlich aufpassen, jede seitliche Krafteinwirkung auf die Rädchen bedeutet ein verbogener oder abgebrochener Zapfen! Dann wäre die Uhr erst mal tot, bis man mit ganz viel Glück vielleicht ein Ersatzteil auftreiben kann:
Oben im Bild sind auch die drei Füße des Zifferblatts zu erkennen. In zwei der drei Füßen stecken noch Stifte, um das Blatt zu halten. Sie werden herausgezogen. Seitlich in der Platine waren auch noch Schrauben, die die Füße gehalten haben, dann kann das Zifferblatt abgenommen werden. Lustigerweise war das Blatt für die kleine Sekunde getrennt vom restlichen Zifferblatt. Neben dem Sekundenzifferblatt ist ein Stempel zu sehen: "J. H. & S / Patent"
Auch das Viertelrohr (die Minutenwelle) geht diesmal leicht runter, und fertig ist die Demontage. Das Gesperr hab ich diesmal für die Reinigung drin gelassen.
Die Reinigung geht wieder wie gewohnt von statten (oben links ist wieder mein Sortierkästchen für die Schrauben zu sehen):
Bald ist alles gewaschen und "gefönt":
Nachdem alles "furztrocken" ist, gehts an den Wiederzusammenbau. Zuerst muß das Viertelrohr wieder drauf, samt einer Spur Öl. Ich habe hier zwar dummerweise schon das Stundenrohr aufgesteckt, beim Wenden des Werks fiel es natürlich noch mal ab, ich hab es später dann wieder aufgesteckt.
Dann werden die ganzen Rädchen und das Federhaus wieder an Ort und Stelle gesetzt:
Auch der Anker muß da jetzt schon hin. Wenn gleich die Platine aufgesetzt wird, dann ist es dafür schon zu spät.
Dann fings an: Die Platine wird locker aufgelegt und das Spielchen mit Zapfen in die Lager bugsieren ging los. Die größere Welle des massiven Übertragungsrades paßte zuerst, dann das Kleinbodenrad, dann die restlichen Zapfen. Ich weiß nicht, wie oft die Zapfen dann doch wieder rausgesprungen sind, teils bin ich auch an die Platine gekommen und hab sie unabsichtlich minimal angehoben, dann ist der Anker wieder umgefallen... Nach viel Fluchen, neu anfangen, nochmal die Rädchen neu setzen, den Anker irgendwie einbringen, fluchen, nochmal alles zurechtschieben waren die Zapfen alle in ihren Lagern und die Platine saß richtig (hier im Foto liegt sie noch locker auf):
Schnell festschrauben, auch die Federhausbrücke kommt schnell drauf. Den Rückerzeiger hab ich auch schon mal wieder draufgesetzt. Dann werden die ganzen Lager geölt, in denen schon Zapfen sitzen - also alles bis auf die Lager der Unruhwelle. Wieder muß man aufpassen, daß man nicht zuviel ölt.
Nun zur Unruh selbst: Hier habe ich mit einem kleinen Tropfen am Ölgeber die Zapfen der Unruhwelle selbst geölt und sie dann eingesetzt. Da das Spiralklötzchen so eine Art Schuh hatte, mit dem es festgeschraubt wurde, hab ich zuvor diese kleine Halteschraube ein paar Umdrehungen eingedreht, dann den Schuh des Spiralklötzchens beim Einsetzen der Unruh einfach aufgeschoben. Das Spiralklötzchen hab ich in einer Position festgeschraubt, bei der die Spiral zentrisch war. Dann kam der Rückerzeiger dran, die Spirale mußte hier noch eingehangen werden, damit der Rückerzeiger auch seine Funktion übernehmen kann und nicht lose daneben hängt.
Dann kommt der Unruhkloben drauf, der Zapfen wird vorsichtig ins Lager bugsiert, der Kloben wird festgeschraubt und der spannende Augenblick kommt: Die Uhr wird angeschüttelt und ... *puh* sie läuft! Schnell den Schutzdeckel drauf:
Dann sind wir fast fertig, nur schnell die Zeiger drauf...
... bevor wieder "geheiratet" werden kann, d.h. bevor das Werk wieder ins Gehäuse kommt:
Und da ist sie wieder: *strahl* *freu*
Noch schnell die Uhrenkette dran, samt Schlüssel, etwas Deko drumrum und noch ein Abschlußfoto geschossen. Und nein, diese Teile drumherum sind nicht beim Zusammenbau der Uhr übrig geblieben:
Und ab gings damit in die Tasche. Nun muß sie natürlich noch einreguliert werden.